12.Nov..2025 – 15.Nov..2025
20:00 – 22:00
Bookings
âŹ28,00
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Abendkasse und Reservierungen: 28,-
Reservierte Karten mĂŒssen spĂ€testens 15 Minuten vor Vorstellungsbeginn bezahlt werden
An der Abendkasse nur Barzahlung!
âKafka leuchtet â eine laute Lesungâ Link zur Kritik
Text & Kritik mit Dank an Robert Goessl
AnlĂ€sslich des 100sten Todesjahres von Franz Kafka erweckt im ARTistÂŽs Daniel Doujenis dessen Texte zum Leben. Zusammen mit Andreas Fabianek und Michael Merkusch, die mit Gitarre, Keyboard und elektronischen Sounds fĂŒr die musikalische Umrahmung und die GerĂ€uschkulisse im Vorder- und Hintergrund sorgen, wird dieser Abend zu einer Raumklanginstallation mit Stimme, Musik und Sound.
Der erste Teil beginnt mit Selbstzeugnissen Franz Kafkas, die er kurz vor seinem Tod verfasste. In seinen letzten Lebensmonaten war er schwer von Lungentuberkulose gezeichnet, insbesondere eine Infektion seines Kehlkopfes machte ihm das Sprechen und Schlucken zur Qual. Nicht zuletzt aus diesem Grund entstand seine letzte ErzĂ€hlung âEin HungerkĂŒnstlerâ, die Daniel Doujenis mit einer anfĂ€nglichen Jahrmarkt-AtmosphĂ€re aufgreift.
âHereinspaziertâ in die Welt eines HungerkĂŒnstlers
Vom âHereinspaziertâ zu Beginn wird die ErzĂ€hlung zunehmend konzentrierter und bedĂ€chtiger. Man taucht in die Gedanken eines unverstandenen Menschen ein, der von seiner Umwelt als Kuriosum wahrgenommen und von seinem Impresario ausgenutzt wird. Doch er nimmt weder davon Notiz noch teilt er seine Gedanken mit anderen. Seine wahre Kunst und die SelbstverstĂ€ndlichkeit, mit der er das Hungern betreibt, bleiben allen anderen verborgen. Musikalisch unterbrechen Gitarrenballaden die Lesung und bieten Raum zum Innehalten, bis das unausweichliche Ende eintritt â ein langsames, aber konsequentes Verschwinden.
Kafkas Welt erleuchtet und erklingt
Im zweiten Teil, bei der szenischen Lesung, wird es etwas spacig. Die BĂŒhne ist von Licht durchflutet, voller Farben und wirft Schatten, als hĂ€tte sie ein Eigenleben, das sich mit den KlĂ€ngen der Musiker vereint. Daniel Doujenis fĂŒgt sich in diese AtmosphĂ€re ein und trĂ€gt die Texte mit Leidenschaft vor. Zeitweise bewegt er sich voller Energie ĂŒber die BĂŒhne und lĂ€sst seine Stimme mit fanatischem Elan erklingen. Eindringlich werden die Worte ins Publikum geworfen, das in eine Welt entfĂŒhrt wird, in der schwere, bedeutungsvolle Worte den Raum fĂŒllen. Sie bleiben dort hĂ€ngen, gebunden an die akustischen und optischen SphĂ€ren, die geschaffen werden. Zwischen Schmerz und Verzweiflung werden ZustĂ€nde dargestellt, die in ein GefĂŒhl der Ausgeliefertheit mĂŒnden, als sei das Leben vorherbestimmt und jeder Widerstand aussichtslos. Die von Doujenis gewĂ€hlten Texte â âVon den Gleichnissenâ, âVor dem Gesetzâ, âDer Steuermannâ, âEin Brudermordâ und âDer Geierâ â sezieren menschliche AbgrĂŒnde zwischen tiefem Schmerz und unendlichem Warten, die von den Protagonisten in einer bunten, surrealen DĂŒsternis hingenommen werden.
Fazit
âKafka leuchtetâ ist ein intensiver Abend, der sich in zwei sehr unterschiedliche Teile gliedert, wobei der erste deutlich weniger intensiv wirkt. Er entspricht einer musikalisch begleiteten Lesung, bei der jedoch Daniel Doujenisâ leidenschaftliche Art, dem Text seine Stimme zu verleihen, immer wieder beeindruckt. Der zweite Teil stellt ein echtes Gesamtkunstwerk dar, das in surreale Welten entfĂŒhrt und ein tiefes Eintauchen in Kafkas Texte ermöglicht. Bedauerlicherweise ist dieser Teil nach nur 40 Minuten bereits vorbei â ich hĂ€tte gerne noch lĂ€nger in diesen kafkaesken Welten verweilt. Dabei wird spĂŒrbar, dass, wenn Kafkas Freund Max Brod seinem Wunsch entsprochen und alle seine Texte nach dessen Tod verbrannt hĂ€tte, die Literatur des 20. Jahrhunderts eine ganz andere gewesen wĂ€re.